Der Chaos Computer Club (CCC) unterstützt die drei Hacker, die auf dem 37C3 detailliert darlegten, wie der polnische Schienenfahrzeughersteller Newag seine Züge ab Werk so manipuliert hatte, dass sie nur noch in firmeneigenen Werkstätten repariert werden können. Der Hersteller reagierte auf die Veröffentlichungen in etwa so souverän, wie es in den 1990er Jahren noch Mode war, und verklagte die Hacker sowohl straf- als auch zivilrechtlich. Auf dem 38C3 berichten die Hacker nun über ihre juristische Odyssee, die bisher rund 30.000 Euro verschlang. Der CCC ruft zu Spenden für die aufgelaufenen Rechtsfolgekosten auf.
In einem der populärsten Vorträge des 37C3 hatten die drei Hacker Ungeheuerliches aufgedeckt: Durch ein ausgeklügeltes Versteckspiel verabschiedeten sich die Newag-Züge in den Winterschlaf, wenn sie innerhalb der Geokoordinaten von Werkstätten der Konkurrenz oder der Kunden zu lange geparkt oder in Zuständen hinterlassen wurden, die auf eine Reparatur hinwies. Nur das kostenpflichtige Herbeiwinken eines Newag-eigenen Technikers konnte so deaktivierte Züge wieder „erretten“. All dies konnte ohne den illegalen Austausch von zertifizierungspflichtigen Komponenten in den Zügen aufgedeckt werden.
Trotzdem reagierte Newag dünnhäutig. Wir gehen davon aus, dass die nun laufenden Klagen zum Ziel haben, diese – aber auch künftige – Veröffentlichungen über solche Schwachstellen zu verhindern. Doch bei uns entscheiden nicht kleingeistige Firmenjustiziare oder in der Vergangenheit steckengebliebene Lokomotivbauer, wer auf unseren Bühnen vortragen darf. Das dürfen bei uns alleine die Content-Teams. Daher ist es uns ein selbstverständliches Anliegen, die drei Vortragenden des letzten und nun auch – fast leider – dieses Congresses dabei zu unterstützen, auch in Zukunft kraftvoll zuforschen zu können!
Wenn ihr euch an den Kosten beteiligen möchtet, überweist bitte auf das reguläre Konto des Chaos Computer Club e.V. (DE41 2001 0020 0599 0902 01 / PBNKDEFFXXX) mit dem Verwendungszweck Lokomotive.
Für den Fall, dass mehr als die bisher benötigten 30.000 € gespendet werden, die Prozesskosten geringer ausfallen oder Gerichtskostenvorschüsse rückgezahlt werden, werden alle über den Bedarf hinausgehende Zahlungseingänge für die satzungsgemäßen Zwecke des Chaos Computer Club e.V. verwendet werden. Bitte beachtet, dass der CCC e.V. keine formale Anerkennung als gemeinnütziger Verein besitzt.
Die Fortsetzung wird am heutigen Freitag auf dem 38C3 in Hamburg vorgestellt. Der Vortrag kann ab 23:00 Uhr im Live-Stream verfolgt werden und wird anschließend unter media.ccc.de bereitgestellt.