Das Projekt „Chaos macht Schule“ vom Chaos Computer Club setzt sich dafür ein, Kinder und Jugendliche früh an Technik heranzuführen. Um dies auf zeitgemäße Weise zu schaffen, wurde auf Basis der Erfahrungen der letzten Jahre eine Forderungsliste für digitale Bildung an Schulen entworfen, die sich sowohl an die Bildungspolitik als auch an die mit den Kindern Arbeitenden richtet.
„Chaos macht Schule“ [0] arbeitet seit mehr als zehn Jahren mit Kindern und Jugendlichen, mit Lehrern und mit Eltern. Einiges liegt im Argen, was die Bildungspolitik in Zusammenhang mit der Aneignung von Technik angeht. Die Mängel sollen benannt und unsere Lösungsideen vorgestellt werden.
Eine Langversion des Forderungskatalogs von „Chaos macht Schule“ ist unter [1] aufrufbar. Heute um 14 Uhr werden die Forderungen im Rahmen der re:publica in Berlin [2] präsentiert und zur Diskussion gestellt.
Zeitgemäße Bildung muss die digitale Mündigkeit der Schüler und Schülerinnen als ein zentrales Ziel anstreben. Mündige Menschen sollen die digitalen Werkzeuge verstehen und hinterfragen können. Statt nur die Bedienung der Computer zu lehren, muss daher der Fokus darauf liegen, die Maschinen zu beherrschen.
Digitale Mündigkeit muss über reines Anwendungswissen oder informatische Grundlagen wie das Programmieren hinausgehen. Schüler und Schülerinnen sollen keine bloßen Nutzer, sondern diejenigen werden, die ihre Maschinen wirklich kontrollieren.
Das bedeutet:
Die Themen der digitalisierten Lebenswelt müssen endlich fächerübergreifend und nicht in neu geschaffenen Fächern wie Medienkunde, Digitalkunde oder gar nur als Teil des Informatik-Unterrichts betrachtet werden. Vielmehr ist es sinnvoll, verschiedene Fächer einzubinden: zum Beispiel GPS-Technik in Erdkunde, Netzneutralität in Gemeinschaftskunde oder Übersetzungssoftware im Fremdsprachenunterricht.
Digitale Bildung erfordert vor allem die Stärkung unserer Lehrkräfte, aber auch die bessere technische Ausstattung von Schulen. Die Ausstattung ist nur ein Teil der Lösung, denn um die Technik sinnvoll nutzen zu können, müssen Computer im Unterricht und der mündige Umgang damit verpflichtende Themen jeder Aus- und Weiterbildung sein.
Schulen und deren Lehrkräfte verfügen nicht über genügend zeitliche und personelle Ressourcen, um die schon vorhandenen Computer angemessen zu administrieren. Informatiklehrer und Informatiklehrerinnen, die diese Tätigkeiten meist nebenher durchführen, sind in der Regel nicht für administrative Aufgaben ausgebildet. Schulen benötigen deshalb hauptamtliche Administratoren, um die Einbindung digitaler Technologien in jeden Unterricht sinnvoll zu bewerkstelligen.
Lehrer und Lehrerinnen müssen im Umgang mit digitalen Medien Vorbilder sein, etwa beim sorgsamen Umgang mit Passwörtern oder bei der Verarbeitung und Übertragung schülerbezogener Daten. Das Vermitteln von Wissen über IT-Sicherheit und der verantwortungsvollen Umgang mit Daten müssen künftig selbstverständlicher Teil der Schulbildung werden. Dazu gehört auch das vorbildhafte Verhalten der Bildungsinstitutionen selbst.
Zur kurzfristigen Umsetzung einer zeitgemäßen technischen Bildung müssen auch externe Experten eingebunden werden. In den letzten Jahren sind zahlreiche, teilweise ehrenamtliche Initiativen mit Fokus auf digitaler Bildung entstanden, die jedoch bereits an der eigenen Belastungsgrenze arbeiten. Sie leisten einen wichtigen Beitrag und müssen besser unterstützt werden. Beispielsweise Makerspaces oder externe Angebote zum Einstieg in die Programmierung können die digitale Bildungslandschaft bereichern, ohne einseitig auf die Bildungsangebote von Großkonzernen setzen zu müssen.
Links:
[1] Langversion der Forderungen
[2] Vorstellung der Forderungen im Rahmen der re:publica in Berlin